IslandAuf der Insel aus Feuer und Eis
20. März 2010. Vor mir steht eine Flasche chilenischer Wein, neben mir sitzt mein Kollege Dirk Bleyer, der nach einem Auftritt noch auf ein gutes Glas bei mir vorbeigekommen ist.
Nebenbei flimmern die Tagesthemen auf dem TV, denen wir allerdings keine weitere Beachtung schenken. Doch plötzlich werden wir aufmerksam:
Da berichtet doch die ARD tatsächlich von einem Vulkanausbruch in Island, visualisiert durch atemberaubende Filmaufnahmen.
Ich grinse Dirk an: „Hey, hast Du Zeit? Wie sieht´s aus, wollen wir spontan nach Island?“ Dirk grinst zurück und zwei Tage
später finden wir uns wieder auf dem Gletscher Eyjafjallajökull, wo sich unweit im vermeintlich ewigen Eis rotglühende Lavafontainen in den
stahlblauen Himmel erheben. Ich stehe 200 Meter von dem Naturspektakel entfernt und vergesse fast zu fotografieren, so sehr beeindruckt
mich das Feuerwerk, die Hitze und das tiefe Grollen. Der Beginn einer großen Leidenschaft.
Seitdem habe ich, wann immer es Zeit und Finanzen zuließen, versucht, aktive Vulkane auf der ganzen Welt zu besuchen. Aber Island war ich dabei nie untreu.
So war es mir über die folgenden 11 Jahre möglich, zwei andere Eruptionen auf der Insel aus Feuer und Eis zu bestaunen.
Der Ausbruch im Bárðarbunga-Vulkansystem beginnt im August 2014. Diesmal ist die Aktion allerdings für mich viel aufwändiger: Um an die Stelle zu kommen,
bedarf es einer sorgfältigen Planung, aufwändiger Genehmigungen und natürlich Wetterbedingungen, die das Kohlenmonoxid aus der Hochlandebene
am Fuße des Gletschers Vatnajökull wegfegt. Ich strapaziere mein Reisebudget und leistete mir einen Hubschrauberflug, denn die Drohnentechnik
steckte zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen.
Ganz anders dann der vorerst letzte Ausbruch im Mai 2021. Zu dieser Zeit arbeitete ich übergangsweis im Impfzentrum Erlangen und hatte liebe Kollegen,
die meine Schichten für eine Woche übernahmen. Der Vulkan trägt den Namen Fagradalsfjall und ist damit nicht viel leichter auszusprechen als
seine beiden Vorgänger, deren Ausbrüche ich bestaunen durfte. Und er machte es mir einfach: Ich flog nach Keflavik,
lasse die Corona-Einwanderungsprozeduren über mich ergehen, schnappte mir einen Leihwagen und stand in knapp zwei
Stunden auf einem Aussichtshügel gegenüber dem superaktiven Vulkanschlot, der seine heiße Lava bis 400 Meter in die
Luft warf. Die kleine Drohne lieferte spektakuläre Bilder, kam aber mit geschmolzener Unterseite zu mir zurück. Egal – das war es mir wert!
Und so bin ich mir sicher: Die Insel aus Feuer und Eis, die auch ohne Vulkanausbruch zu den spektakulärsten Reisezielen überhaupt zählt, wird mich nicht zum letzten Mal gesehen haben: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wieder ein unaussprechlicher Berg zum grandiosen und feurigen Leben erwacht!